Sonntag, 23. September 2018, 16 Uhr
Initiative 9. November e.V.
Hochbunker
Friedberger Anlage 5-6
Frankfurt am Main
mit Esther Alexander-Ihme, Alexandra Finder, Matthias Naumann, Johannes Wenzel
nicht von hier irgendwo ist eine Produktion von Futur II Konjunktiv in Kooperation mit HochX – Theater und Live Art München sowie dem Fritz Bauer Institut.
Gefördert durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“.
Die ersten Jahre nach der Shoah waren eine Zeit der Widersprüche und des Dazwischen für die jüdischen Überlebenden, von denen sich viele nach ihrer Befreiung bzw. der Rückkehr aus der Sowjetunion ausgerechnet in Deutschland, zumeist in der amerikanischen Besatzungszone, wiederfanden, um ein neues Leben zu beginnen – oder zunächst einen Ort zu finden, wo sie ein neues Leben beginnen konnten. Erstmals nach Jahren wurde ihr Handeln nicht durch Verfolgung, Zwangsarbeit oder KZ bestimmt, sondern sie hatten die Möglichkeit, wieder selbst ihr Leben zu entwerfen, doch mit den bleibenden physischen und psychischen Folgen der Verfolgung. An diesem Nicht-Ort Deutschland und mittellos bis auf ihre Erfahrungen, Bildung und Kenntnisse lebten viele der Überlebenden nun wie Flüchtlinge. Sie waren vor den Deutschen gerettet, aber noch nicht in ein neues Leben entkommen.
Das Theaterkollaborativ Futur II Konjunktiv hat im April 2018 in München das Recherchestück nicht von hier irgendwo über die Lebenssituation der jüdischen DPs von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zur Schließung des letzten DP Camps Föhrenwald 1957 herausgebracht. Für die Entstehung der Aufführung erfolgte eine intensive Recherche in veröffentlichten Materialien zu DP Camps sowie in Interviews mit Überlebenden. Zudem hat Futur II Konjunktiv mit einigen ehemaligen Föhrenwaldern, die als Kinder in DP Camps waren und heute in Frankfurt und München leben, Gespräche geführt. Ausschnitte aus dem ersten Teil des Stücks, der sich mit Föhrenwald auseinandersetzt, werden im Bunker vorgestellt und gelesen werden. Insbesondere die besondere Situation in Föhrenwald als letztem DP Camp sowie die Veränderungen, die der Umzug nach München und Frankfurt für die Föhrenwalder mit sich brachte, und wie sie die neuen Lebenssituationen gestalteten, wird im Zentrum der Lesung stehen. Dabei spielte in Föhrenwald und auch danach das Jiddische als verbindende Sprache der überlebenden Jüdinnen und Juden aus verschiedenen, vor allem osteuropäischen Ländern eine wichtige Rolle, die ebenfalls ein Thema der Lesung sein wird. Im Anschluss wird es ein Gespräch mit den Beteiligten über die Aufführung und Recherche geben.